Monday, September 10, 2007

RADAR Ade!

Am 9. September, den letzten Tag des Radar-Projekts standen wir in der Regenbogenfabrik. Mit den Gründerinnen und Mitarbeitern von der Regenbogenfabrik sind wir seit Jahren befreundet und wir machten viele Projekte zusammen. Wir haben zig Mal in der Fabrik gearbeitet, gelesen, gegessen. Wir organisierten gemeinsam Veranstaltungen – Lesungen, Partys, Konzerte, Ausstellungen, Kinovorführungen. Daher als wir gestern im Hof der Fabrik standen, kamen so viele Erinnerungen hoch, vor allem an unzählige deutsch-polnische Literaturworkshops, die wir, im denselben Hof (und natürlich auch im Haus drinnen) veranstaltet haben.

Diesmal waren wir nur Gäste bei einer der mehreren Initiativen, die die Regenbogenfabrik startet und durchführt: Tag des Offenen Denkmals. Am 9. September 2007 organisierte es die Fabrik unter dem Motto: Auf den Spuren des jüdischen leben im Kiez. Es gab eine Ausstellung dazu und 2Mal wurde eine Sightseeingfahrradtour im Kiez organisiert, an der von uns Thomas teilnahm. Sein Raport darüber kommt in nächster Post.

Jetzt kommen die letzten Einträge zu unserem Thema:

WAS DENKE ICH ÜBER POLEN?

1.
Ein Musiker um 40 aus Bayern, seit mehreren Jahren in Berlin.
Ich möchte nicht nach Polen, weil in Polen Kontinentalklima herrscht.
Ich bin Jahrgang 1963 und kenne Polen, die prägende Zeit meines Lebens, als Ostblock. Wir haben nichts über die Menschen hinter dem eisernen Vorhang erfahren und ich habe mir bis heute kein Bild über die Mentalität der Menschen dort gemacht. Über die Polen, die ich jetzt kenne, würde ich folgende Aussage treffen:Sie sind temperamentvoll, aber nicht heißblütig und verfügen über ein ausgeprägtes Improvisationstalent.
Das Radar-Projekt finde ich von der Idee her gut, aber von der Umsetzung her zu improvisiert.


2.
Eine deutsche Lehrerin aus Berlin. War 1973 an der Ostsee und Krakau, sowie 1991 in den Masuren
Ich denke über Polen, daß die fehlenden Sprachkenntnisse von Deutschen den Kontakt und das Kennenlernen sehr erschweren.
Schade, es ist von Berlin doch sehr nah.
Ich habe deshalb eine Menge Stereotypen im Kopf: Polen: das Land der Kunst und Künstler, lockere Stimmung, eher wie im Süden, andererseits politisch konservativ und nationalistisch - schrecklich, diese Diskussioonen könnte ich nicht aushalten.
Ich werde wohl kein polnisch mehr lernen,man müßte persönliche Gründe haben um sich dieser Anstrengung zu unterziehen.

3.
Katrin, eine deutsche Frau aus Berlin: Polen ist fern und weitgehend unbekannt. durchgefahren 1994 und 1995 nach litauen erinnerung an die ddr bezüglich umwelt und lebensverhältnisse. hoffentlich kommt das potential aus bildung und kultur wieder hervor.

4.
Eine junge deutsche Musikerin aus Berlin
Wenn ich an Polen denke, denke ich an grüne Wiesen und Wälder.

5.
Ein Deutscher aus Berlin. War 2001 und 2007 in Polen (Konin, Warschau, Slubice)
Aktuell sind die offiziellen deutsch - polnischen Beziehungen ja nicht zu gut - irritiernd sind die offiziellen polnischen Reaktionen zum Beispiel auf Artikel in der deutschen Presse - man hat das Gefühl einer gewissen reaktionären Rückständigkeit des offiziellen Polens. Polen mit denen ich in Berlin Kontakt habe ist es immer ganz peinlich was die K-Brüder da in Politik und Kultur an den Start bringen. Keiner schein Sie gewählt zu haben. Neulich berichtete ein Pole im gespräch, der Premier K _Bruder sei letztendlich nur von einer Minderheit gewählt - weil die Wahlenthaltung so groß ist. Da zeigt sich das auch nicht Wählen zu viel Müll führen kann. Ich wünsche Polen ein ankommen in Europa, ein überwinden eines eventuellen offiziellen Minderwertigkeitskomplexes. Die vielen Polen in europäischen Staaten sind angekommen - wann kommt die polnische Nomenklatur an?

6.
Ein deutscher Mann aus Berlin. War drei Mal in Polen, 1995, 1998 und 2003 - an der Ostsee, im Krakau und Wroclaw.
- ich hatte vor dem ersten Besuch kaum etwas über Polen gewußt. Außer etwas über Politik + Geschichte.
- obwohl es so nah an Berlin liegt, ist mir Westeuropa näher als Urlaubsziel. Meine drei Besuche waren positiv. Sehr nette Leute, schöne Landschaften + schöne - lebendige Städte.
historisch + politisch habe ich viel gelernt bei jeder Reise. In den großen Städten gab es gute Museen + Infos überhistorische Themen.
Ich werde noch öfter nach Polen fahren.

7.

Eine Deutsche aus Heidelberg; sie war 2006 in Swinemünde.
Ich fand die Landschaft in Polen sehr schön & die Menschen freundlich. Ich hatte auch jahrelang eine polnische Arbeitskollegin, mit der ich gerne Musik von Bregovic hörte. Meine jetzige polnische Freundin ist vor Kurzem leider nach USA weggezogen. Naja, mehr kann ich jetzt nicht sagen.

8.
Niko, ein Deutscher aus Düsseldorf (jetzt aus Kreuzberg); Hochschulabschluß. War im Februar 2006 in Polen – 1 Woche in der Nähe von Karpach (Skiurlaub).
Ich denke, Polen ist ein wichtiger Nachbar Deutschlands, ein vielen Deutschen noch viel zu unbekanntes Land. In den deutschen Medien werden zuletzt vor allem Unterschiede zwischen deutscher und polnischer Politik betont, was insofern sehr ärgerlich ist, als das dabei Vorurteile und Ressentiments in den Vordergrund rücken. Dabei kennen die meisten Deutschen Polen überhaupt nicht.

Initiativen wie Ihre, die einen Austausch und Gemeinsamkeiten betonen, finde ich daher sehr wichtig und wünschenswert! Alles Gute
!
Noch ein paar Klischees
:-)
- gutes Bier
- gute Wurst
- schwierige Sprache
- schwierige Politiker
- schöne Landschaften
- sehr katholisch
- deftige Küche
- günstige Handwerker

9.
Ein Deutscher aus Berlin (Abitur, z.Z. AlG II); war an der Ostseeküste zur Jahreswende 1998/1999
Polen hatte sehr variable Grenzen
Viel Katholiken
Ich kenne kein typisches polnisches Essen und nur eine Musikgruppe deren name mir nicht einfällt (Volksmusik mit Reggae)
Polnisch
Bei Polen mehr Fragezeichen in meinem Kopf als bei den manchen anderen Nachbarn, vergleichbar mit Luxemburg oder Lichtenstein.

10.
Ein selbständig arbeitender deutscher Mann aus Berlin; war in Krakau und in den Masuren.
Polen ist für mich so nah und doch so fern. Die Sprache ist dafür definitiv ein Hindernis für häufigere Besuche.
Ich habe dort sehr schöne Urlaubsaufenthalte verbracht, aber auch schlechte Erfahrungen. Eigentlich weiß ich viel zu wenig über das Land.
Hoffentlich werdet ihr jetzt die Kaczinskis los!!!


11.

Frau Esther Goldstein, eine Psychoanalytikerin. Sie war in Danzig und Warschau.
Ich danke Polen, dass es Europa vor dem Osmanen berettet hat.
Ich danke Polen, dass es dem Ostblock zum Einsturz gebracht hat.
Ich liebe die polnische Küche, mit ihren lieblichen Suppen, manchmal war zu viel Schnapps dabei.
Ich bewundere Polen, dass sie es geschafft haben über die Teilung hinaus eine polnische Identität zu behalten.
Den Antisemitismus von Radio Maria finde ich schrecklich und ist Polen nicht würdig.
Die Zwillinge hat Polen nicht verdient. Die Außenpolitik in der EU ist zu sehr von der Traumatisierung Polens in der Vergangenheit bestimmt, die ich nchvollziehen kann.
Ich bin froh, dass die Polen meine Nachbarn sind.
Esther Goldstein

12.
Eine ältere, elegante deutsche Dame im roten Kostüm, Karin Seiffert-Abuzied aus Kreuzberg war unsere letzte Ansprechpartnerin. Sie war schon mal in Polen.
Meine Freundin Regina Räthel lernt Polnisch; sie ist katholische religinslehrerin und hat mir viel von Polen erzählt. Ich war vor 22 Jahren in Krakau, eine wunderschöne Stadt! Europäisch mit viel Esprit. Auch in Danzig haben wir internationale Luft geatmet. Geschichte ist dort hautnah. Wroclaw ist mir ganz frisch in Erinnerung. Am 19. April war ich auf einer Demonstration (ca. 4000 Demonstranten) gegen Behandlung von Zeitarbeitern, von allen Frauen. Die Polen sind sehr aktiv!!! Weiter so.
Karin Seiffert-Abuzied
aus Kreuzberg

Ich bedanke mich für das Geschenk, das ich als letzte Besucherin erhalten habe.
Dobrie Djen y hasta la vista
In Berlin oder Polen oder Chile





Ja! Und somit kam das Projekt RADAR – MOBILE STEREOTYPEN BOX zum Ende.
Jetzt kommt noch eine Projekt-Ausstellung in der Galerie ZERO vom 1. bis 21. Dezember und dann vielleicht (
falls wir
einen Geldgeber finden!!!!!) eine Publikation.


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