Friday, July 6, 2007

Soziale Kunst 2

Egal, welche große Namen der Sozialen Kunst Pate stehen, für uns war das, was die Berliner Künstlerin Judith Siegmund macht (siehe Foto), ein Inspirationsmoment gewesen. Im Laufe ihrer künstlerischen Laufbahn fertigte Siegmund mehrere Kunstprojekte (bei denen wir vom WIR e.V. auch mitmachten), die sich mit aktuellen sozialen und politischen Themen bezüglich Polen bzw. deutsch-polnischen Beziehungen befassten: Die Stadt auf der Grenze, Soziale Geräusche, Fremde Freier, StarterKompakt. Im gleichnamigen Buch, das nach dem Projekt "Soziale Geräusche" veröffentlich wurde, schrieb Frau Brigitte Franzen über Judith Siegmund:

Judith Siegmunds Arbeitsweise ist inspiriert von dokumentarisch-aufklärerischen künstlerischen Arbeitsmethoden, wie sie durch Group Material oder Martha Rosler seit Mitte der 80er Jahre bekannt wurden. Die Ästhetik des Informativen hat ihre Wurzeln in der Konzeptkunst der späten 60er und frühen 70er Jahre des vergangenen Jahrhunderts. Seit den documenta-Ausstellungen 1997 und 2002 ist diese neue Art der Informationskunst als längst international verbreitete Arbeitsweise auch einem breiteren Publikum bekannt geworden. Der Versuch "Kunst mit einer Politik" zu verbinden oder zu betreiben - wie es Hal Foster in seiner Anthologie "The Anti-Aesthetic" einmal formuliert hat - steht hinter diesen institutionen- und kunstmarktkritischen Ansätzen. Die Grenzen zwischen kulturanthropologischer, literarischer, dokumentarischer und künstlerischer Herangehensweise verwischen dabei. Und auch darin lässt sich eine Analogie zu den "Grenzverwehungen" aufzeigen, die die Wahrnehmung von Individuen vor dem Hintergrund ihres kulturellen, politischen und zwischenmensch­lichen Erfahrungsschatzes und ihres daraus abgeleiteten Habitus im Angesicht der realen Grenze kennzeichnen. Diese Widersprüchlichkeiten aufzuzeigen scheint mir eines der Ziele von Judith Siegmunds Arbeit zu sein.

Brigitte Franzen im Buch von Judith Siegmund „Soziale Geräusche – Szumy społeczności – Socjalne sumenija“, Graz 2002



mehr über Judith Siegmund

No comments: