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Soziale Kunst
Wir werden immer wieder gefragt, was wir eigentlich tun, wenn wir mit unserer Kabine irgendwo stehen und die Leute befragen. Ist es eine wissenschaftliche Tätigkeit oder arbeiten wir im Auftrag einer Befragungsfirma, wie Emnid oder Forsa? Die Antwort ist: Nein, weder noch. Wir sind keine Wissenschaftler, obwohl unsere Mitarbeiterin, Maria Kozlowska eventuell über das Projekt ihre Lizenziatarbeit schreiben wird. Das, was wir hier machen, ist eine Kunstform, die schon auch einen Namen hat - Soziale Kunst. Einer der größten Künstler, der sich mit dieser Kunstform befasst hat, war Joseph Beuys und eine der wichtigsten Thesen dieser Kunstrichtung ist, dass es keine befriedigendere Methode der Selbstverwirklichung eines Künstlers gibt, als am Aufbau einer guten Gesellschaft mitzuwirken. Und das tun wir (versuchen wir zu tun). Was uns bewegt, ist selbstverständlich die Idee, bei der Gestaltung der deutsch-polnischen Beziehungen in modernem Europa mitzuwirken.
Unser Verein WIR (siehe link auf der rechten Seite) wurde gerade deshalb gegründet, dass wir als Schriftsteller an diesem Prozess teilhaben wollten. Genauso sicher waren wir, als unsere Mitarbeiter vor vier Jahren die Galerie ZERO als Forum für Ost-West Kunstdiskussion eröffnet haben, dass uns gerade diese Aufgabe inspiriert hat. Jetzt gehen wir einen Schritt weiter. Wir haben uns von unseren Schreibtischen erhoben und verließen die Galerie. Wir nahmen einen Spiegel mit - unsere Kabine. Wir bauen diesen Spiegel irgendwo auf und sehen, was sich in ihm wiedergibt. Wir stellen keine andere Fragen und hegen keine andere Absichten, außer in diesen multimedialen Spiegel zu schauen und sagen: Aha, so ist es jetzt, so sehen sich die zwei Nachbarn im Juli/August 2007.
Klar, wir kennen alle historische Kontexte dieser (nicht immer) nachbarschaftlichen Beziehungen, wir wissen vom Krieg, Vertreibung, Kalten Krieg, eisernen Vorhang, wir wissen von Solidarnosc und vom Mauerfall, und genauso gut sind wir in der aktuellen politischen Situation bewandert, wir haben unsere Meinung zu Nizza, zum Tod und zur Quadratwurzel. Aber wir sagen gar nichts darüber. Es ist nicht wichtig, was wir wissen, es ist sogar nicht wichtig, was unsere Gesprächspartner wissen, wichtig ist nur, was in den Spiegel kommt.
Das sammeln wir und werden im Dezember 2007 in der Galerie ZERO (Köpenicker Str. 4, 120997 Berlin) ausstellen.
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